Mein Vorhaben: als allererstes mit nackten Füßen an den Strand. Und dann das: Schietwetter.
Na und? Was soll’s? Ich bin doch nicht ausschließlich wegen des 12 km langen Strandes hier. Vielmehr ist es doch die ganze Atmosphäre, die ich hier spüre. Die Menschen, das herzliche „Moin“, das gute Essen. Die Ruhe, die Luft (ok, der Ostwind seit zwei Tagen ist eine Herausforderung) und die Weite. Das Watt und Seehunde mit Niesanfällen. Es gibt so viel, um mit Leib und Seele anzukommen. Und doch erlebe ich es so oft, dass Klienten sich das ganze Jahr von gutem Wetter zu gutem Wetter hangeln.
„Bald habe ich ja wieder Urlaub, Frau Pötz, da erhole ich mich dann – es soll ja schön werden.“
Gut, so kann ein Mensch natürlich auch leben, gar keine Frage. Doch was passiert, wenn die Regenjacke statt dem Bikini die Urlaubskleidung ist und kein Plan B eingepackt wurde? Bei den meisten, so bekomme ich es zumindest berichtet, war dann der komplette Urlaub für die Tonne und die erhoffte Erholung wurde in schlechter Laune und Gemecker ertränkt. Dann wieder im nächsten Urlaub und bis dahin heißt es eben: durchhalten. Von Flexibilität selten eine Spur das Beste aus der Zeit zu machen. Schließlich sprechen wir auch immer von Lebens-, und nicht nur von Urlaubszeit.
Wie ich darauf komme, nun Resilienz mit der Urlaubseinstellung zu vergleichen? Weil genau dieses Beispiel mir so klar zeigt, wie solch eine Haltung Menschen in ihrem Alltag bremst, mit Veränderungen, Krisen und Problemen umzugehen. Wie groß ihre Resilienz, also ihre innere Stärke ist – so banal sich das lesen mag. Wenn die Sonne nicht hält, was der Wetterbericht voraussagte, ist alles für die Katz‘.
Und dabei ist flexibel zu sein, einer von 7 großen Schlüsseln zu einer inneren Stärke.
Denn dem Leben auszuweichen ist selten machbar. Leben passiert, auch wenn wir uns etwas anderes vorgenommen haben. Die Frage ist, wie möchte ich mit solchen Situationen umgehen? Mag ich Opfer der Umstände sein oder als Schöpfer selbstwirksam mein Leben anpacken?
Verstehen Sie mich bitte richtig, es gibt nach meiner Auffassung Lebensmomente, da frage ich mich selbst, wie schafft dieser Mensch das? Und es gehört viel mehr dazu, als flexibel zu sein. Doch es ist ein Anfang innere Stärke zu üben. Und wenn es bedeutet, mit größter Freude im Urlaub und in Gummistiefeln durch die Pfützen zu hüpfen und einen Kakao mit Schlagsahne zu genießen, anstatt Pina Colada und Urlaubsbräune.
Ein herzliches MOIN aus Sankt Peter-Ording. Ich such mir jetzt ne Pfütze.