Bevor ich vom 06. – 22. Juli in meine Sommerpause gehe (nicht fliege), möchte ich noch von meiner Begegnung mit „Juma“ Wölfin der Lüfte 🦅 berichten.
Und eigentlich müsste nun ein leeres Textfeld kommen. So unbeschreiblich war mein Erlebnis auf dem 2-stündigen Spaziergang mit dem „Harris Hawk“-Weibchen und ihren Falknern.
Zu erleben, wie solch ein majestätisches Tier direkt auf mich zufliegt, um mir anschließend bis auf den Grund meiner Seele zu schauen, löste Gefühle aus, für die mein limbisches System keine Worte finden würde, auch wenn es ein Sprachzentrum hätte.
Gesprächig war hingegen „Juma“, auch wenn ihre bloße Anwesenheit alles ausdrückte, was es zu sagen galt. Nah an meinem Herzen und mit einer ungreifbaren, energetischen und souveränen Ausstrahlung – auch wenn ihre Fänge sehr greifbar waren und ich dankbar um den Lederhandschuh gewesen bin. Und ja, natürlich gab es einen schmackhaften Anreiz, damit sie sich hoch oben aus ihren Baumkronen auf meine Hand schwingen mochte. Und doch flog sie ein-/zweimal an mir vorbei – sie ist schließlich ein Wildtier mit eigenem Kopf und ihr Instinkt, die Maus hinter mir auf dem Feld zu jagen, war für sie elementarer, als sich zu mir zu gesellen. Was ich nachvollziehen kann und mir sehr symphatisch war. Es ist ihre Natur.
„Es geht um Kollaboration. Um #Verbundenheit, #Vertrauen, #Respekt, Akzeptanz, #Empathie und die absolute Bereitschaft, in die Welt des Vogels einzutauchen. Es geht um eine Faszination, die schwer in Worte zu fassen ist. Muss es auch nicht. „Bei einem Hund geht es mitunter um Gehorsam. Bei diesem Begriff würde dir „Juma“ im wahrsten Sinne des Wortes den Vogel zeigen“, so sinngemäß einer der Falkner.
Ich habe viel Wissenswertes in den 2 Stunden erfahren. Über ihre Art zu jagen, ihren Lebensraum, dass die Weibchen stärker und größer sind als die Männchen und wieso Raben und Mäusebussarde eine immerwährende Fehde austragen. Das mag ich in ein paar Monaten im Detail wieder vergessen haben, doch der Blick von und die Nähe zu Juma, werden für immer in meiner Erinnerung bleiben.
Daher die Frage heute an Sie:
Was ist Ihre ganz eigene Natur? Wo gehen Sie mit ihr und wo stellen Sie sich gegen sie und somit gegen sich selbst?
Wer mehr erfahren möchte: https://www.stauferfalknerei.de
potenzialentfaltung
Vielleicht werden nun spontan bestimmte Erinnerungen in Ihnen wach. Wenn nicht, lohnt es sich, sich näher über dieses Spiel aus meinen Kindheitstagen zu informieren. Gerne finden Sie gleich hier eine kompakte Spielanleitung: https://www.kinderspiele-welt.de/alte-spiele/ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst.html
Zu kindlich für Sie? Nun, wir können es auch Achtsamkeits-Tool nennen oder als Werkzeug zum Schärfen des eigenen Fokus bezeichnen, wenn es „erwachsener“ klingen soll. Und doch wissen wir, unterm Strich gab es vieles schon früher, es wurde lediglich in ein hippes (wird das Wort heute überhaupt noch verwendet?) Buzz-Word gekleidet. Darf auch in Ordnung sein, schließlich kann das Rad nicht allseits neu erfunden werden, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Widmen wir uns also dem klugen Kinderkopf – nicht zu verwechseln mit dem Kindskopf – und der feinfühligen Kinderseele, die uns Erwachsenen so meisterhaft lehren, im Hier & Jetzt, absolut präsent und fokussiert zu sein. Wenn z. B. mit Wonne in der Schlammpfütze geplanscht oder mit großen und interessierten Augen der Lebenslauf der Nacktschnecke verfolgt wird – egal, wie lange es dauern mag. 🐌
So geschehen auch an einem sonnigen Sonntag im Mai 2022, als sechs erwachsene Männer und Frauen, staunend einen neuen Kosmos für sich (wieder) entdeckten.
Auf allen Vieren, mit einer Lupe ausgestattet, wurde mit kindlicher Freude und lautem „ohhhh guck mal“ und „das ist ja krass“, frühmorgendlichen Tautropfen, Blattläusen, Blüten, Spinnen – oder waren es Zecken …? die ganze Aufmerksamkeit geschenkt. In aller Ruhe und mit Bedacht sowie einer anschließenden stillen Demut, sodass es nun für alle Beteiligten schwierig wird, in Zukunft achtlos über eine Wiese zu laufen. Ja, vieles hat eben, mindestens, seine zwei Seiten.
Mit Susanne Thiel (https://www.natuerlich-resilient.de), die ich mit ihrem faszinierenden Harfenspiel in einer Yogastunde von Belinda Hofmann kennenlernte und von der ich bereits die Faszination „Oceandrum“ in meine Coachingsitzung mitnahm. Für rund 2,5 Stunden bewegten wir uns in und mit der (eigenen) Natur, um erst mit einem gezielten und dann erweiterten Fokus in die neue Woche zu starten. Achtsamkeit, Perspektivwechsel, Dankbarkeit, Entdeckergeist und Erkenntnisse in ReinNatur – quasi.
Wenn Sie also die ganzen Achtsamkeits-Buzz-Words nicht mehr hören können, obwohl so viele Methodiken sehr sinnvoll und erstrebenswert sind, dann spielen Sie doch einfach mal wieder „Ich sehe was, was du nicht siehst“ – Bewusst durch das eigene Leben zu laufen, kann manchmal einfacher sein als gedacht.
„Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand.“ (Charles Darwin)
Oder:
Was Reiten für Anfänger mit Führung, Teamgeist, Vertrauen und Loslassen gleichermaßen zu tun hat.
„Was hat mich denn da bloß geritten, einen 3-tägigen Reitkurs im Gelände zu buchen?“ Dieser Gedanke ging mir an diesem Donnerstagmorgen, 9 Uhr – irgendwo im Bayrischen Wald – durch den Kopf, als mir unsere Reitführerin mitteilte, wo ich Halfter, Führstrick, Putz-, Zaumzeug, Pad, Lammfell, den Sattel und meinen Schimmel „Domingo“ auf der Koppel finde. „Er hat zwei dunklere Flecken an der Unterbauchseite als Erkennungsmerkmal.“ An dieser Stelle möchte ich gerne anmerken, dass mindestens 15 weiße Pferde selig auf einer weitläufigen Weide grasten – na dann …“
Allein mir dies alles zu merken, war schon die erste Herausforderung, geschweige denn zu wissen, was das alles im Einzelnen war und wie dies am Pferd konkret angewendet wurde.
Gut, dass Humor und Wachstum zwei meiner tiefverankerten Werte und die Fähigkeit, um Unterstützung zu bitten, wenn ich Neuland betrete, meine Lebensbegleiter sind.
Nachdem „Domingo“ gefunden, blitzblank sowie gesattelt sich entspannt von mir seine Nüstern graulen ließ, stand die erste Reitstunde an, bevor es ins Gelände ging. Ja, richtig gelesen: GELÄNDE. Über Stock und Stein, saftige Wiesen (versuchen Sie mal ein Feinschmecker-Pferd vom frischen Klee fernzuhalten) und durch erwachende Wälder.
Wie komm ich bloß auf „Domingo“ hinauf?“, war gleich eine weitere meiner gedanklichen Fragen.
Die Antwort folgte prompt. In Form eines Baumstammes, von dem aus es sich sanft, elegant und schwungvoll in den Sattel schwingen ließ – so zumindest meine Wahrnehmung. Doch die kann aus einer anderen Perspektive auch anders gewirkt haben. Doch egal, ich saß und ca. 400 kg Pferdekörper bewegten sich geschmeidig nach vorne. Dabei hatte ich gar nichts gesagt. Doch wie wir wissen, gibt es ja noch die (in meinem Fall wohl unbewusste) Nonverbale-Kommunikation.
Nach diversen Einführungen und aktiven Übungen, wie wir unsere Pferde nach links, rechts, zum Anlaufen und Halten bewegen konnten, öffneten sich die Platzschranken und wir ritten los. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht und einer gesunden Portion Respekt und der positiven inneren Haltung: „wird schon alles gut gehen.“ Und das ging es – immer besser, sodass nach ein paar Stunden (und einer Rast für Reiterinnen und Pferde) eine immer größer werdende Synchronität sich ausbreitete. Ich beobachtete „Domingo“ genauso achtsam wie die Landschaft, die, im gemütlichen Schritttempo, an mir vorbeizog. Ich fasste zunehmend mehr Vertrauen in meinen Begleiter. Wir umschifften und meisterten gemeinsam Schlaglöcher, stiegen trittfest über querliegende Äste und schnauften genüsslich durch. Er laut, ich eher im Stillen. Ich schloss zwischendurch meine Augen, um noch mehr seine Gangart zu spüren. Ich ließ immer mehr los, übernahm jedoch die Führung, wenn die Gefahr bestand, dass wir auf den vorderen Pferdehintern auflaufen würden – vielleicht wollte er auch nur seinen Kopf ablegen, weil ihm die Gangart zu langsam war – wer weiß? …
Der erste Tag war geschafft. Alle waren wieder wohlbehalten zu Hause angekommen. Nun hieß es belohnen, absatteln und ab zu den anderen auf die Weide – zum wohlverdienten Feierabend.
Tag 2: Neues Pferd, neue Route, neue Menschen und Gegebenheiten.
„Lady“, die Schöne und Besonnene sowie 14 Anfänger, Wiedereinsteiger und ängstliche Reiter durchliefen dieselben Abläufe wie am Vortag – und doch war es anders und das Andere hieß „Bonita“. Eine willensstarke Stute, die sich ihren eigenen Pferdehintern aussuchen wollte, dem sie an diesem Tag folgen wollte. „Lass sie“, war die, für meinen Teil, kluge Aussage unserer Reitführerin, die die Pferde aus dem Effeff kannte. Also ließ die Reiterin sie und es kehrte Ruhe ein. Doch Bonita galt es, im Auge zu behalten, denn ich war mit „Lady“ zusammen diejenige, die ihr in den kommenden Stunden hinterherritt – na großartig. Doch mit dem Vertrauen in die Reitführerin, Bonitas Reiterin, die eine sehr geübte Wiedereinsteigerin war und immer besser mit ihrer Stute zurechtkam, meinem Vertrauen in „Lady“ und in meine gestrigen Erfahrungen war auch dieser Tag am Ende ein glückseliger.
Und Dank meiner Vorbereitung, „Franzbranntwein“ einzupacken und mich jeden Abend ordentlich und damit vorbeugend einzureiben, hielt sich auch mein Muskelkater (bis auf die Sitzbeinhöcker) erstaunlicherweise in Grenzen. Dafür nahm ich den einen oder anderen herzhaften Lacher über meinen „Wein“ gerne ebenso humorvoll zur Kenntnis.
Am Ende des zweiten Tages ließ ich meine Erlebnisse bei einem fantastischen Sonnenuntergang und den Pferden vor dieser Kulisse Revue passieren. Was soll ich sagen? In Zukunft werde ich an der einen oder anderen Stelle in meinen Business-Coachings für Führungspersönlichkeiten und Teams jede Menge Erkenntnisse mit einfließen lassen.
Die Ähnlichkeiten zwischen Reiten im Einzelnen und in der Gruppe sowie das Thema Führung und Teamspirit sind wirklich spannend. Bitte richtig verstehen! Diese sollen lediglich Parallelen und nicht die Reiter als Führungspersönlichkeiten und die Pferde als Mitarbeiter per se darstellen.
Phase:
Neuland & Orientierung
Manch einer kommt bisher als Teammitglied oder auch ganz neu in eine Führungsposition – betritt also Neuland und darf (oder auch muss) sich die Zeit nehmen dürfen und können, um sich zunächst zu orientieren. Ähnlich wie an meinem ersten Tag, um zu wissen, wo was zu finden ist und wie die Abläufe sind.
- Wie wird was genau gehandhabt?
- Wer hat welche Erfahrungen und wie werden diese bisher eingesetzt?
- Was lief bisher gut?
- Wo und aus welchen konkreten Gründen sieht der Einzelne eventuell Veränderungsbedarf in den Abläufen?
- An wen kann ich mich wenden, um mich schnellstmöglich effizient zurechtzufinden?
- Wer kann mir am Anfang die Sicherheit bzw. relevanten Informationen in noch unklaren Fragestellungen und Umgangsweisen geben?
Phase:
Teammitglieder / Persönlichkeitsmerkmale & Bedürfnisse
Habe ich als neue Führungspersönlichkeit die Zeit und bekomme ich diese auch gewährt, um eine persönliche Ebene zu meinem Team aufzubauen? Ähnlich wie ich die Zeit bekam, mich mit „Domingo“ am ersten und „Lady“ am zweiten Tag vertraut zu machen.
- Wer ist alles in meinem Team? Kann ich mir die Zeit nehmen, um den Einzelnen besser und möglichst intensiver, anstatt nur oberflächlich bei einer Flasche Willkommenssekt und Häppchen, kennenzulernen?
- Wer ist skeptisch? Wer ist offen für Veränderungen?
- Wer hat welche Werte bzw. wer versteht denn was genau unter Wertschätzung? Der eine mag es gerne, oberhalb der Nüstern gekrault zu werden, der andere lieber am Hintern. Ein anderer wiederum mag keine Berührungen, dafür lieber die Karotte oder sich aussuchen zu dürfen, wo er sich gerne einreihen möchte (so wie „Bonita“ …).
- Wer versteht sich mit wem und wer kann partout nicht mit der Kollegin oder dem Kollegen? Sind die Gründe bekannt? Ich sag nur … genau „Bonita“.
- Welche erfahrenen Menschen kann ich mir in welchen Situationen an meine Seite stellen? Sozusagen als zweite oder dritte Perspektive zu meiner Wahrnehmung?
- Welches Teammitglied benötigt welche Führungsform? Müssen oder wollen alle in einer Reihe laufen oder sind auch Ausreißer erlaubt, weil diese Freiheit unterm Strich mehr Raum schafft? Denn als „Bonita“ an ihrem selbstbestimmten Platz laufen durfte, kehrte Ruhe und gleichzeitig Bewegung ein.
- Wer tickt wie und wie ticke ich als Mensch und in diesem Team als Führungspersönlichkeit im Speziellen?
Phase:
Der Weg ist das Ziel
- Gibt es einen vorgezeichneten Weg oder darf auch der Umweg genommen werden?
- Jeder in seinem Tempo oder ohne Pausen? Denn auch bei uns gab es Situationen, in denen die Gruppe aufeinander wartete. Sei es, weil eines der Pferde „kurz austreten musste“ (nicht im wörtlichen Sinne zu verstehen) oder weil einer Reiterin der Waldweg zu steil war und sie ein langsameres Tempo für die Böschung benötigte. Eine für alle und alle für eine.
- Gibt es ein gemeinsames „WARUM?“ oder wird irgendwie gearbeitet? Alle in eine Richtung, wenn auch nicht wie die Lemminge in einer Reihe oder kunterbuntes Durcheinander?
- Ist das Ziel oder sind die Ziele überhaupt jedem bekannt und sind diese stimmig für den Einzelnen?
Und, und, und …
Unterm Strich geht es um Gemeinschaft und Verbundenheit. Egal, ob in der Position der Führungspersönlichkeit oder als Teammitglied. Es geht darum, dass es auch einmal zum Muskelkater kommen und unbequem werden kann, weil ungewöhnliche „Bewegungen“ stattfinden. Und ja, es geht vielleicht auch einmal um einen Sturz und dann um den Zusammenhalt und das Aufstehen – oder Hochziehen, je nachdem.
Es geht um Vertrauen, Einlassen, Loslassen und um Verantwortung übernehmen. Und den richtigen Zeitpunkt, wann welches Verhalten den Menschen und das Team voranbringt. Um ein Tempo, bei dem jede*r Schritt halten kann. Um variable Wege, wenn der bisherige zu steinig, zu schwer, zu eng oder schlichtweg nicht mehr zu halten ist.
Jede und jeder ist einzigartig. Ein Unikat. Also lassen Sie uns gemeinsam wieder mehr unseren Fokus darauf legen, was das Menschsein bedeutet, ohne dabei die Ziele aus den Augen zu verlieren. Das geht, wir dürfen uns einfach mehr trauen loszugehen – oder zu reiten. 😉
Danke für diese Erfahrung „Domingo“ & „Lady“. Für immer mit einem Platz in meinem Herzen. 💗