Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärtsbewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
Sehr treffend, wie ich finde, was Albert Einstein hier auf den Punkt bringt. Anlass für dieses Zitat ist meine Vorbereitung des Workshops mit Belinda Hoffmann zum Thema „Mensch, entspann dich mal“ im Business-Bereich. Dabei übernimmt sie als Yogalehrerin den körperlichen Part und ich den mentalen. Als ganzheitliches Konzept, das immer mehr Einzug in die Unternehmen hält. Darüber hinaus empfinde ich die angesprochene Bewegung als perfektes Gegenstück zur Entspannung, um tatsächlich in seinem persönlichen Gleichgewicht zu sein. Die Kunst aus meiner Sicht besteht darin, zu wissen, wann ich das eine und in welchen Momenten ich das andere brauche.
Nun erlebe ich seit geraumer Zeit, ob aus diversen Wirtschaftsmagazinen, Büchern, Vorträgen und in meiner Arbeit, dass der Mensch in den Mittelpunkt gestellt werden muss. Was ich als absolut richtig empfinde – und dies übrigens schon seit 20 Jahren so sehe. Denn was ist ein Unternehmen ohne seine Menschen? Was ist die Welt ohne ihre Menschen? Gut, manch einer meint, sie wäre besser dran, doch dies ist ein anderes Thema.
Nun also: den Menschen in den Mittelpunkt rücken, Emotionalität ist Trumpf, die Vernunft hat die Klappe zu halten.
Und schon beschleicht mich das Gefühl, dass es nun in ein anderes Extrem hineinrutscht. Was nützt uns alle Gefühls-Offenheit, Agilität, Selbstbestimmung, innere Freiheit, Identifikation und Kultur, wenn Menschen seit Jahren ins Gegenteil manövriert wurden? So zum Beispiel in den Anfängen meiner Werbetätigkeit, bei denen ich, genau wegen solch laut formulierter Aussagen oftmals anschließend den Schreibtisch räumen durfte. Und nun siegt endlich die Vernunft, den Menschen nicht als Maschine, sondern als Menschen wahrzunehmen. Es hat lange genug gedauert. Und vermutlich wird auch noch einige Zeit vergehen. Denn zwischen Theorie und Praxis liegen oftmals Welten. Nur weil alle die Führerschein-Prüfung theoretisch bestanden haben, bedeutet dies noch lange nicht, dass auch alle gleich gut fahren.
Apropos fahren. Ab heute wird auch mein Vorwärtskommen ebenso neu von mir erlebt. Zwar nicht per Fahrrad, sondern mit neuer Beklebung auf dem Vierrad. Gedanken. Potenzial. Veränderung on the road sozusagen. In meinem Tempo, auch wenn es manch einem vielleicht zu schnell oder zu langsam erscheint. Mit einer kleinen Pause am Wegesrand, um der Entspannung nachzugehen. Das geht nämlich: Bewegung und Entspannung auf ein und derselben Strecke, so wie mir der Sinn steht und meine Konzentration in Tagesform ist.
Also bitte, lassen wir jedem seine Zeit, in die Bewegung zu gelangen, ohne dass er aus seinem Gleichgewicht kommt.
Stülpen wir dem Analytiker nicht auf einmal Emotionalität über, obwohl er sich in der Vernunft am wohlsten fühlt und er somit für sich als auch für sein Unternehmen am besten vorankommt. Und geben wir dem warmherzigen Menschen die Möglichkeit, auf seinem Gefühlsboden zu bleiben und hieven ihn nicht auf einen Thron, nur weil es gerade gehypt wird. Geben wir der Individualität ihren Raum, damit der gutgemeinte Ansatz, sich wieder mehr um das Menschsein zu kümmern, auch nachhaltig sein darf – vor allem in Zeiten der Digitalisierung. Setzen wir nicht wieder alles über jeden drüber. Bleiben wir lieber in Bewegung, mal schneller und mal langsamer, damit wir auch wirklich alle mitnehmen können. Und erkennen an, dass jeder ein anderes Tempo fährt, um in seiner Entspannung, seinem Gleichgewicht zu bleiben. Denn dann ist derjenigen auch am besten in dem, was er tut. Im Kopf und im Herzen.
Ich düse dann mal.